Kirsch, Most und
Bränz rund
um Zugersee und Rigi

Kirschgewerbe 2

Die ersten Häfelibrenner
am Hang

1807: Keiser, OberwilZug [18]

Standort: Oberwil – Freudenberg (Gimenenweg 22).

Die älteste bekannte Bauernbrennerei in der Region rund um Zugersee und Rigi ist auf dem «Freudenberg» oberhalb von Oberwil anzusiedeln. Der Hof wurde 1807 von Melchior Keiser übernommen. Im Kaufvertrag ausdrücklich genannt wird ein Brennhafen, der auch bei späteren Regelungen immer wieder Erwähnung findet. Die Keiser übten das Destillieren über mehrere Generationen mit Erfolg aus. Die grünen Bocksbeutelflaschen mit Zuger Kirsch und anderen gebrannten Wassern gelten als rare und gefragte Besonderheit. Griselda Keiser, die einzige gewerbliche Kirschdestillateurin in der Region, gab ihre Tätigkeit 2020 auf.

 

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Eine der ältesten Brennereien im Gebiet Zug-Rigi steht auf dem «Freudenberg», einer sonnigen Landschaftsterrasse über dem Zugersee, zwischen Zug und Oberwil gelegen. Bereits im Jahre 1807 ist hier eine Hafenbrennerei erwähnt. Damals kaufte Melchior Kei­ser den Bauernhof, der zu dieser Zeit «Magermatt», später auch «Gimelen» oder «Gim­menen» hiess, von Peter Landtwing ab. Im vereinbarten Kaufpreis von 300 Gulden waren «Bränn­hafen», «Gut­teren» und «Fass» so­wie das Geschirr ausdrück­lich mit ein­ge­schlos­sen, hatten also schon vorher Bestand.[19]

 

Dieser Kaufvertrag ist die bisher älteste bekannte Erwähnung einer Brennerei in der Region Zug-Rigi. Bei späteren Erbteilungen, wie etwa jener von 1833, beschlossen Joseph und Franz, die Söhne von Melchior Keiser, einen Auskauf. Joseph trat seinen Teil des Hofes für 1’650 Gulden an Franz ab. Bedingung war aber, dass die Geschwister die Brennerei weiterhin gemeinsam nutzen konnten. Daraufhin durften auch die benachbarten Gebrüder Stocklin die Brennerei mitbenützen, die im Gegensatz zu vielen anderen Brennapparaturen fest installiert war. Die mehrmalige Erwähnung der Brennerei und die Sonder­regelungen für die Benützung zeigen die Bedeutung auf. 1866 übernahm Franz Joseph Keiser die Liegenschaft und zahlte seine drei Geschwis­ter aus. 1895 erbten seine minderjährigen Kinder Heinrich, Alois, Karl, Melanie, Klara und Bertha den Hof. 1909 übernahm Sohn Heinrich Keiser I. (1879–1962) die Liegenschaft und benannte sie später um in «Freu­den­berg». Von ihm ist bekannt, dass er vor allem Kirsch und Birnen-Träsch brannte. 1924 liess er die heu­tige Brenne­rei bauen. Hein­rich Keiser I. verfügte 1932 als «Hausbren­ne­rei-Inhaber» über zwei Brennblasen à je 200 Liter, was ei­nem Gesamt­blaseninhalt von 400 Litern entspricht.[20] 1962 übernahm sein Sohn, Heinrich Keiser II. (1924–1997), den Hof. Nach dessen Tod 1997 ging die Liegenschaft an die Erbengemeinschaft Keiser über. Seit 1982 produziert Griselda Keiser (*1963) auf dem Hof «Freudenberg» Zuger Kirsch nach alter Tradition als Hä­felibrand. Gelernt hat sie das Handwerk von ihrem Vater Heinrich. Die Brennkirschen stammen vom eigenen Hof oder werden von den Bauern aus der Umgebung zugekauft.

 
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Quellen

Literatur: Kleeb Ueli / Lötscher Caroline, CHRIESI, Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi, Zug, 2017, www.chriesi.ch. Texte auf Seiten 455–559 zum Kirschgewerbe 1–45 von Ueli Kleeb & Michael van Orsouw.

 

[18] PA UK, AZRK, 1.2.0 Brennereien, Keiser, Oberwil–Zug; FA GK, Oberwil– Zug; Auskünfte Griselda Keiser, Zug / Tony Stocklin, Steinhausen. [19] «Kaufverschreibung zwüschen Hausmeister Peter Landtwing gegen Melchior Keiser für Hausräthliche Sachen geschehen den 5ten Jenn. 1807», in: FA GK, Zug. [20] Verzeichnis der Brennerei-Inhaber, Zug 1411, EAV, Bern.

[Abb. 0670] Handkolorierter Plan des ursprünglichen Hofes «Freudenberg» nördlich des «Meisenberg» bei Zug, 18. Jahrhundert: Hier wurden auch Weinreben kultiviert.</p>

[Abb. 0670] Handkolorierter Plan des ursprünglichen Hofes «Freudenberg» nördlich des «Meisenberg» bei Zug, 18. Jahrhundert: Hier wurden auch Weinreben kultiviert.

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[Abb. 0671] Kaufverschreibung für die «Magermatt» zwischen Peter Landtwing und Melchior Keiser, 5. Januar 1807: Darin erwähnt werden «Brännhafen», «Gutteren», «Fass» und Geschirr.</p>

[Abb. 0671] Kaufverschreibung für die «Magermatt» zwischen Peter Landtwing und Melchior Keiser, 5. Januar 1807: Darin erwähnt werden «Brännhafen», «Gutteren», «Fass» und Geschirr.

[Abb. 0672] Bocksbeutelflasche mit «Kirschwasser, eigener Hafenbrand, 41 Vol %», gebrannt von Heinrich Keiser mit Kirschen der Ernte 1969.</p>

[Abb. 0672] Bocksbeutelflasche mit «Kirschwasser, eigener Hafenbrand, 41 Vol %», gebrannt von Heinrich Keiser mit Kirschen der Ernte 1969.

[Abb. 0673] Familie Stocklin-Blattmann mit Nachbarn und Taglöhnern, um 1925: Traditionelle «Chrieset» in der «Gimenen» oberhalb von Zug–Oberwil.</p>

[Abb. 0673] Familie Stocklin-Blattmann mit Nachbarn und Taglöhnern, um 1925: Traditionelle «Chrieset» in der «Gimenen» oberhalb von Zug–Oberwil.

[Abb. 0674] Der Hof «Freudenberg» mit Hochstamm-Kirschbäumen, vor 1970.</p>

[Abb. 0674] Der Hof «Freudenberg» mit Hochstamm-Kirschbäumen, vor 1970.

[Abb. 0675] Brennhaus im «Freudenberg», 1978: Die Häfelibrennerei mit zwei Brennblasen à je 200 Liter Fassungsvermögen wurde 1924 eingebaut.</p>

[Abb. 0675] Brennhaus im «Freudenberg», 1978: Die Häfelibrennerei mit zwei Brennblasen à je 200 Liter Fassungsvermögen wurde 1924 eingebaut.

 
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Quellen

Bildarchiv: PA UK, Privatarchiv Ueli Kleeb Zug.

 

[Abb. 0670] StA ZG, Staatsarchiv Zug (P 90); [Abb. 0671] PA TS, Privatarchiv Tony Stocklin Steinhausen; [Abb. 0672] FA GK, Firmenarchiv Griselda Keiser Oberwil–Zug; [Abb. 0673] PA TS, Privatarchiv Tony Stocklin Steinhausen; [Abb. 0674/0675] FA GK, Firmenarchiv Griselda Keiser Oberwil–Zug.

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Quellen

Literatur: Kleeb Ueli / Lötscher Caroline, CHRIESI, Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi, Zug, 2017, www.chriesi.ch. Texte auf Seiten 455–559 zum Kirschgewerbe 1–45 von Ueli Kleeb & Michael van Orsouw.