Die Kirschbrennerei Schuler hat ihren Ursprung in der 1694 in Schwyz gegründeten Handelsfirma «Castell», die gemäss Inventar schon 1830 grosse Mengen an Kirsch lagerte. Ab 1910 produzierte Theodor Schuler in der Kellerei in Seewen Kirschwasser und wurde später unterstützt durch Störbrenner Willy Janser aus Ibach. 1960 übernahm die Firma Schuler die Kirschbrennerei von Jacques Bächi in Arth-Goldau und produzierte ihren Kirsch bis 1994 dort.
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Die bekannte Weinhandlung «Schuler St. Jakobskellerei» in Seewen–Schwyz wurde ursprünglich unter dem Namen «Castell» als Handelsfirma für Tuch, Wein, Käse und Reis 1694 in Schwyz gegründet. Später kam der Handel mit Branntwein, Honig, Kastanien und weiteren Waren dazu, zudem bot man auch Finanzgeschäfte an. Aus Italien wurde Wein über den Gotthard in die Schweiz importiert und im Gegenzug Käse aus der Zentralschweiz in den Süden exportiert. 1822 kamen auf diese Weise 82’000 Liter Wein aus Italien, zwischen 1833 und 1837 waren es durchschnittlich fast 200’000 Liter.[234] Der Bau der ersten Fahrstrasse über den Gotthardpass 1830 und der Bau der Axenstrasse 1865 förderten diesen Handel weiter. Schon im 19. Jahrhundert gehörten Vorräte von Kirschwasser zum Bestand der Weinhändler aus Seewen–Schwyz: Gemäss einem Inventar von 1830 besass «Castell» nicht weniger als 418 Mass Kirschwasser. Und laut einem weiteren Eintrag kaufte die Handlung ihren Kirsch im Jahr 1877 bei der «Brennerei Fassbind jünger» ein.[235]
Gemäss mündlicher Überlieferung soll die Firma schon seit 1880 selber Kirsch gebrannt haben. 1893 bauten die neuen Besitzer, die Gebrüder Anton Josef Carl Schuler-Trucchi (1853–1910) und Theodor Meinrad Schuler-Henggeler (1855–1936), am heutigen Standort an der Franzosenstrasse 14 in Seewen in der Nähe des Bahnhofs eine grosszügig bemessene Kellerei, die als neuer Firmensitz diente. Meinrad Theodor Schuler-Real (1881–1954) übernahm 1910 das Geschäft und stellte während Jahrzehnten Kirsch her. Theodor Schuler verfügte 1932 als «konzessionspflichtiger Brennerei-Inhaber» über eine feststehende Brennblase à 100 Liter.[236] In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaufte man die Kirschen hauptsächlich im Gebiet Steinerberg, Rossberg und Rigilehne und maischte diese in Seewen ein. Gebrannt wurden die Kirschen jährlich während mehrerer Wochen durch Störbrenner Willy Janser aus Ibach, der ab 1945 in der Region Schwyz als Kirschbrenner tätig war. Neben Kirschen wurden auch Zwetschgen verarbeitet. Das fertige Kirschwasser wurde unter dem Namen «Schuler» mit eigener Etikette verkauft.
1962 stellte die Firma Schuler das Destillieren von Kirsch ein, da Jakob Schuler-Weber (1916–2006) bereits zwei Jahre vorher die «J. Bächi AG» übernehmen konnte, die 1941 als «Brennerei Jacques Bächi» in Arth-Goldau gegründet worden war. Fortan produzierte die «Spezialitäten-Brennerei Jacques Bächi» an der Gotthardstrasse 51 in Goldau für die «Schuler St. Jakobskellerei & Cie. AG» in Schwyz, bevor sie 1994 mit der Firma Schuler fusioniert und das Kirschbrennen endgültig eingestellt wurde.[237]
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Literatur: Kleeb Ueli / Lötscher Caroline, CHRIESI, Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi, Zug, 2017, www.chriesi.ch. Texte auf Seiten 455–559 zum Kirschgewerbe 1–45 von Ueli Kleeb & Michael van Orsouw.
[233] — PA UK, AZRK, 1.2.0 Brennereien, Schuler–Bächi, Schwyz–Seewen–Goldau; Auskünfte Jakob Schuler-Bolfing, Schwyz. [234] — Auf der Maur, Jürg, «Von der Tuchhandlung Castell zur Weinhandlung Schuler», Zürich, 1996, S. 312. [235] — Auf der Maur, Jürg, «Von der Tuchhandlung Castell zur Weinhandlung Schuler», Zürich, 1996, S. 162, 167. [236] — Verzeichnis der Brennerei-Inhaber, Schwyz 1027, EAV, Bern. [237] — FA SCH, Seewen.
[Abb. 0972] Etikette «Schwyzer Kirsch, 45/46°» von «Schuler & Cie, Schwyz, Luzern», ab 1910.
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[Abb. 0973] Etikette «Rigi Kirsch» der «J. Bächi AG» in Goldau, ab 1962.
[Abb. 0974] Etikette «Zuger Kirsch» der «J. Bächi AG» in Goldau, ab 1962.
[Abb. 0975] Etikette «Schwyzer Kirsch» der Brennerei Schuler, vor 1998.
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Bildarchiv: PA UK, Privatarchiv Ueli Kleeb Zug.
[Abb. 0972/0973/0974/0975] FA SCH, Firmenarchiv Schuler Seewen.