Kirsch, Most und
Bränz rund
um Zugersee und Rigi

Kirschgewerbe 39:

Kirschbrennen für die Grossisten

1928: Janser, Ibach [265]

Standort: Ibach – Gotthardstrasse 129.

Zusammen mit seinem Sohn kaufte der gelernte Messerschmied Franz Janser 1928 eine Brennerei und war in Ibach auch als Lohnbrenner für verschiedene Grossisten tätig. Mit drei fahrbaren Brennereien destillierten sie «Träsch», «Chrüter», «Kirsch» und «Zwetschgenwasser» für die Brennereien Schuler und Landtwing in Seewen oder Camenzind in Steinen. Ihre Nachkommen führten den Betrieb erfolgreich weiter und gaben das Brennen 1976 auf.

 

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Franz Janser-Muster (1881–1954) aus dem schwyzerischen Ibach kaufte 1928 zusammen mit seinem Sohn Ernst Janser I. (1914–1945) eine Brennerei. Der jugendliche Ernst war bei der «Messerschmiede Elsener», heute «Victorinox», angestellt und half seinem Vater beim Lohnbrennen aushilfsweise mit. 1939 baute Franz Janser an der Gotthardstrasse 129 in Ibach ein Haus mit einem Unterstand für die Brennerei. Als Sohn Ernst im Jahre 1945 tödlich verunglückte, übernahm dessen jüngerer Bruder Willy Janser (1916–1976) die Brennerei. Auch Willy hatte in der «Victorinox» als Messerschmied gearbeitet. Als neuer Eigentümer kaufte er einen zusätzlichen Brennapparat mit entsprechender Brennkonzes­sion von der «Werner Landtwing Destillation» in Seewen.

 

Als Störbrenner war Willy Janser mehrere Jahre für die Fir­ma «Schuler & Cie. Wein & Spirituosenhandlung» in Seewen–Schwyz tätig und stellte im Auftrag Kirsch- und Zwetschgenwasser her. Beim Lohnbrennen war es üblich, dass dem Brenner, der mit seiner Maschine von Hof zu Hof ging, Brennholz und Kühlwasser vom Bauern zur Verfügung gestellt wurden, ebenso die Verpflegung. Unvergessen blieb der extreme Winter von 1956, als die Bäume bereits im Januar blühten und es am 1. Februar 1956 einen Kälteeinbruch gab, bei dem das Thermometer während des ganzen Monats mi­­nus 20 Grad anzeigte. Die Ernte war in der Folge klein und ebenso die Arbeit für die «Lohnbrennerei Janser». Dennoch investierte Willy Janser weiter: 1957 schaffte er eine dritte fahrbare Brennerei aus dem Kanton Zürich an. Damit die drei fahrbaren Brennereien einen Unterstand hatten, bau­te Janser am Haus in Ibach einen Erweiterungsbau mit Rampe für das Abladen der Fässer. Willys Sohn Ernst Janser II. (1948–2016) wollte bereits als Kind Brenner werden und arbeitete schon früh bei seinem Vater mit. (korrigierte Fassung) Dieser war froh, dass er mit Ernst einen Nachfolger für das Geschäft gefunden hatte.[266] Doch als Ernst 1969 erkrank­te, konnte er die Brennerei nicht wie geplant übernehmen. Daher arbeitete Willy zusammen mit einem Angestellten weiter. In Spitzenzeiten hatte die «Lohnbrennerei Janser» zwei bis drei Angestellte, vor allem, wenn im Auftrag der Grossis­ten Landtwing und Schu­ler in Seewen und Schwyz oder für die Firma Camenzind in Steinen gebrannt wurde. In guten Obstjahren war die Brennerei während 200 Tagen im Einsatz, während zwei bis drei Monaten des Jahres wurde jeweils Tag und Nacht durchgehend gearbeitet. Janser pro­duzierte vorwiegend «Träsch», «Chrüter» und «Kirsch», pro Tag und Maschine etwa 100 Liter. Nach dem Tod von Willy Janser 1976 entschlossen sich seine Witwe und seine Kinder, den Betrieb zu veräussern. Eine der drei fahrbaren Brennereien wurde an die Firma Landtwing nach Seewen verkauft, eine an Paul Dober nach Küssnacht und eine ging an den ehemaligen Mitarbeiter Leo Gwerder in Rothenthurm.[267]

 
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Quellen

Literatur: Kleeb Ueli / Lötscher Caroline, CHRIESI, Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi, Zug, 2017, www.chriesi.ch. Texte auf Seiten 455–559 zum Kirschgewerbe 1–45 von Ueli Kleeb & Michael van Orsouw.

 

[265] — PA UK, AZRK, 1.2.0 Brennereien, Janser, Ibach; Auskünfte Willy Janser, Ibach. [266] — PA WJ, Ibach. [267] — Artikel Schwyzer Zeitung, «Zu Besuch beim letzten Lohnbrenner», in: SZ, Nr. 73, 13.09.1974.

[Abb. 0992] Messerschmiede in der Firma Victorinox in Ibach–Schwyz, 1930.</p>

[Abb. 0992] Messerschmiede in der Firma Victorinox in Ibach–Schwyz, 1930.

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[Abb. 0993] «Lohnbrennerei Janser» in Ibach, vor 1969: Als Störbrenner war Janser für Grossisten wie Schuler und Landtwing in Seewen und Camenzind in Steinen tätig und stellte vorwiegend Träsch, Chrüter und Kirsch her. </p>

[Abb. 0993] «Lohnbrennerei Janser» in Ibach, vor 1969: Als Störbrenner war Janser für Grossisten wie Schuler und Landtwing in Seewen und Camenzind in Steinen tätig und stellte vorwiegend Träsch, Chrüter und Kirsch her. 

[Abb. 0994] Störbrenner Ernst Janser II. (1948–2016), vor 1969: Bereits als Kind wollte Janser Brenner werden. </p>

[Abb. 0994] Störbrenner Ernst Janser II. (1948–2016), vor 1969: Bereits als Kind wollte Janser Brenner werden. 

[Abb. neu] Leidbild von Franz Janser-Muster (1881–1954).</p>

[Abb. neu] Leidbild von Franz Janser-Muster (1881–1954).

[Abb. neu] Leidbild von Ernst Janser (1914–1945).</p>

[Abb. neu] Leidbild von Ernst Janser (1914–1945).

[Abb. neu] Leidbild von Willy Janser-Marty (1916–1976).</p>

[Abb. neu] Leidbild von Willy Janser-Marty (1916–1976).

 
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Quellen

Bildarchiv: PA UK, Privatarchiv Ueli Kleeb Zug.

 

[Abb. 0992] FA VIS, Firmenarchiv Victorinox Ibach–Schwyz; [Abb. 0993] PA WJ, Privatarchiv Willy Janser Ibach; [Abb. 0994] PA WJ, Privatarchiv Willy Janser Ibach; [Abb. neu] StA SZ, Staatsarchiv Schwyz; [Abb. neu] StA SZ, Staatsarchiv Schwyz; [Abb. neu] StA SZ, Staatsarchiv Schwyz.