Kirsch, Most und
Bränz rund
um Zugersee und Rigi

Kirschgewerbe 40

Der Gastgeber und der
Erfolgsbrenner

1930; 2010: Brandenberg, Zug; Heiner, Zug [268]

Standorte: Zug – Allmendstrasse 3/5/6. Zug – Zurlaubenhof (Hofstrasse 9).

Auf dem Areal des heutigen Fussballstadions in der Oberallmend besass die Bauernfamilie Brandenberg mächtige Hochstamm-Kirschbäume, welche sie regelmässig erntete. Im Jahr 1930 schafften die Brandenbergs eine eigene Brennerei an und destillierten Kirsch und Schnaps, die sie als Eigenbedarf für ihre Wirtschaft beim Stierenmarktareal benötigten. Als der Bauernhof 1970 aufgegeben wurde, destillierten sie nur noch selten. 2010 wurde die dortige Brennerei wiederbelebt, als Thomas Heiner auf einer neuen Anlage mit dem Herstellen von Edelbränden begann. Seit 2017 destilliert Heiner, der zu den besten Brennern der Schweiz gehört und vielfach auch international ausgezeichnet wurde, auf dem Areal des «Zurlaubenhofs» in Zug.

 

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August Brandenberg I. (1895–1940), Wirt und Landwirt im «Schutzengel» in Zug, kaufte 1930 beim Baarer Kupferschmied Franz Winkler eine neue Brennanlage. Die Dampfbrennerei war zuerst im Keller des neuen Restaurants Brandenberg untergebracht, bevor sie ins Nebengebäude gezügelt wurde. 1932 verfügte August Brandenberg als «voraussicht­licher Hausbrennerei-Inhaber» über drei fahrbare Brennblasen mit einem Gesamtblasenin­halt von 220 Litern.[269] Brandenberg stellte Most, Träsch und vor allem auch Kirschwasser für den Eigenbedarf im Restaurant her. Während dreier Wochen im Jahr wurden die Kirschen der zehn mächtigen Hochstamm-Kirschbäume, die auf der «Oberallmig» auf dem Gelände des heutigen Zuger Fussball­stadions standen, geerntet. Zudem kaufte Brandenberg auch Kirschen dazu. Später übernahm Paul Brandenberg (1920–1998) die Brennerei, die er später seinem Sohn, Wirt August Brandenberg II. (1948–2011), genannt «Gusti», weitergab. 1970 wurden die Kühe verkauft und der Bauernbetrieb der Familie Brandenberg ein­gestellt. Obst brannte man nur noch selten.

 

1987 wurde die Brennerei neben dem Restaurant in ei­nem neuen, gegenüberliegenden Gewerbebau installiert.[270] In diesem Gebäude betreibt Thomas Heiner (*1970) zusammen mit seiner Frau Cordula seit 2010 seine eigene Kleinbrennerei.(korrigierte Fassung) [271] Der gelernte Landwirt mit der Zusatzausbildung zum Weintechnologen ist ein leidenschaftlicher Brenner. Auf seiner kleinen, aber modernen Brennanlage brennt er neben diversen hervorragenden Kirschbränden eine Vielzahl von speziellen Nischenprodukten. Die Früchte, die er für seine Produkte verwendet, stammen aus der Schweiz und oftmals aus der Region. Heiner gehört zu den besten Brennern der Schweiz und hat für seine Edelbrände schon zahlreiche regionale, nationale und internationale Auszeichnungen erhalten. So gewann er an der «Destillata» 2009 in Wien mit seinem «Dollenseppler», ei­nem sortenreinen Kirschbrand, die Auszeichnung «Edelbrand des Jahres». 2014 war «Heiner’s Destillate» die erfolgreichste Schweizer Kirschbrennerei, und an der «Destillata» 2015 in Wien wurde sie als «Distillerie des Jahres» ausgezeichnet. Thomas Heiner ist Mitglied beim 2008 gegründeten Slow-Food-Förderkreis «Traditioneller Schweizer Brenzerkirsch».[272]

 
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Quellen

Literatur: Kleeb Ueli / Lötscher Caroline, CHRIESI, Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi, Zug, 2017, www.chriesi.ch. Texte auf Seiten 455–559 zum Kirschgewerbe 1–45 von Ueli Kleeb & Michael van Orsouw.

 

[268] PA UK, AZRK, 1.2.0 Brennereien, Brandenberg-Heiner, Zug; Auskünfte Pauli Brandenberg, Zug / Thomas Heiner, Oberwil. [269] Verzeichnis der Brennerei-Inhaber, Zug 1411, EAV, Bern. [270] Artikel Zuger Nachrichten, «An der Quelle der gebrannten Wasser», in: ZN, Nr. 40, 27.02.1990. [271] Artikel Zuger Presse, «Das Maximum aus der Frucht holen», in: ZP, Nr. 15, 16.04.2008. [272] www.heiners-destillate.ch, 2015; www.brenzer.ch, 2015; Artikel Zuger Presse, «Oberwiler Kirsch ist der beste», in: ZP, Nr. 14, 08.04.2009.

[Abb. neu] Thomas und Cordula Heiner in ihrer «Schnapsmacherei» beim «Zurlaubenhof» in Zug, 2021.</p>

[Abb. neu] Thomas und Cordula Heiner in ihrer «Schnapsmacherei» beim «Zurlaubenhof» in Zug, 2021.

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[Abb. neu] Die Brennerei von 1930, installiert im Brennhaus gegenüber der Wirtschaft Brandenberg in Zug, 2015.</p>

[Abb. neu] Die Brennerei von 1930, installiert im Brennhaus gegenüber der Wirtschaft Brandenberg in Zug, 2015.

[Abb. 0995] Flasche «Wild­kirsche» der «Heiner’s Destillate» in Zug, 2016.</p>

[Abb. 0995] Flasche «Wild­kirsche» der «Heiner’s Destillate» in Zug, 2016.

 
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Quellen

Bildarchiv: PA UK, Privatarchiv Ueli Kleeb Zug.

 

[Abb. neu] PA PB, Privatarchiv Paul Brandenberg Zug; [Abb. neu] ZZ, Archiv Zuger Zeitung Zug; [Abb. 0995] FA TH, Firmenarchiv Thomas Heiner Zug.

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Quellen

Literatur: Kleeb Ueli / Lötscher Caroline, CHRIESI, Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi, Zug, 2017, www.chriesi.ch. Texte auf Seiten 455–559 zum Kirschgewerbe 1–45 von Ueli Kleeb & Michael van Orsouw.