Kirsch, Most und
Bränz rund
um Zugersee und Rigi

Kirschgewerbe 45

Stein­häger, Puschkin, Kirsch

1964: König, Stein­hausen [287]

Standort: Steinhausen – Zugerstrasse 50.

Die deutsche Firma König, damals bekannt für die Spirituosen «Steinhäger-Urquell» und «Puschkin-Wodka», eröffnete 1964 in Steinhausen die «Distillerie König GmbH» und produzierte diverse Spirituosen, darunter auch den «König-Kirsch». Das Kirschwasser destillierte man aber nicht selber, sondern kaufte es ein und füllte es in eigene Flaschen ab. Von der Konkurrenz, die sich vor dem Grossunternehmen fürchtete, wurde die Firma König mit Klagen eingedeckt. In der Folge stellte man den Betrieb 1973 ein.

 

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In den 1960er-Jahren, als verschiedene Brennereien Mühe bekundeten, begann im zu­gerischen Steinhausen an der Zugerstrasse 50 eine neue Grossdestillerie, die «Distille­rie König GmbH». Das Ge­bäude entstand 1963. Die neue Firma nahm 1964 ihre Pro­duktion auf und brachte diver­se Schnapsspezialitäten sowie den «Kö­nig-Kirsch» auf den Schweizer Markt.[288] Die Fir­ma König stammte aus dem Dorf Steinhagen bei Bielefeld in Nordrhein-Westfalen und stellte seit 1770 einen Wacholderschnaps mit Namen «Steinhäger-Urquell» her, der spä­ter wegen des berühmten Wer­bebildes mit Schinken und Flasche als «Schinkenhäger» bezeichnet wurde. Eine wei­te­re bekannte Spirituose war der weltweit vertriebene «Puschkin-Wodka». Die «Dis­tillerie König GmbH» in Steinhau­sen befand sich im Besitz von Hanswerner und Walter König, die Geschäftsleitung oblag Friedrich Geller (1935–2016). Das Unternehmen besass in Steinhausen eine Brennblase mit 600 Liter Brennvolumen.

 

Der Kirsch wurde bei einem Walchwiler Destillateur eingekauft und in Steinhausen in Flaschen abgefüllt, die mit König-Etiketten versehen und in eigene Kartonschachteln verpackt wurden.[289] Vom «König-Kirsch» verkaufte man jährlich etwa 10’000 bis 12’000 Flaschen, vom weltbekannten «Schinkenhäger» gingen in der gleichen Zeit über 100’000 Flaschen weg. Daneben stell­te König auch «Pflümli» und «Chrüter» her. Trotz den rela­tiv bescheidenen Kirschmengen befürchteten die grossen Kirschbrennereien in der Re­gion Zug-Rigi eine massive Konkurrenz durch das neue Unternehmen und deckten die Firma König mit Klagen wegen un­lauterem Wettbewerb ein. 1973 stellte die «Distillerie König GmbH» in Steinhausen ihre Produktion ein.[290] Das Gebäu­de kaufte der Kanton Zug, der dort sinnigerweise das Kantonale Labor, das spätere Amt für Verbraucherschutz und Lebens­mittelkontrolle, einrichtete.

 
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Quellen

Literatur: Kleeb Ueli / Lötscher Caroline, CHRIESI, Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi, Zug, 2017, www.chriesi.ch. Texte auf Seiten 455–559 zum Kirschgewerbe 1–45 von Ueli Kleeb & Michael van Orsouw.

 

[287] PA UK, AZRK, 1.2.0 Brennereien, König, Steinhausen; Auskünfte Friedrich Geller, Steinhausen. [288] «Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1964», Eintrag 10.01.1964, in: «Zuger Neujahrsblatt 1965», S. 86. [289] BG, Genève. [290] HR ZG.

[Abb. 1010]  Plakat «König-Kirsch» der «Distillerie König GmbH» in Steinhausen, ab 1964: Das Kirschwasser stammte von einem Destillateur in Walchwil.</p>

[Abb. 1010] Plakat «König-Kirsch» der «Distillerie König GmbH» in Steinhausen, ab 1964: Das Kirschwasser stammte von einem Destillateur in Walchwil.

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[Abb. 1009] Steingutflasche «Schinkenhäger» der Brennerei «H. C. König» in Steinhagen/Westfalen, 1955.</p>

[Abb. 1009] Steingutflasche «Schinkenhäger» der Brennerei «H. C. König» in Steinhagen/Westfalen, 1955.

 
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Quellen

Bildarchiv: PA UK, Privatarchiv Ueli Kleeb Zug.

 

[Abb.1009] WIKI, Wikipedia Commons; [Abb.1010] BG, Bibliothèque de Genève.