Josef Speck-Stadler startete 1851 mitten in der Stadt Zug eine Kirschdestillerie, geschäftete gleichzeitig mit Milch und handelte mit Kolonialwaren. Sein Sohn war auch als Offizier aktiv und bezeichnete sich selber als «Hauptmann und Schnapshändler». Wie lange der Familienbetrieb bestand, ist nicht bekannt, vermutlich wurde das Geschäft Ende der 1960er-Jahre eingestellt. Die älteste überlieferte und in der Familie Speck sorgfältig weitervererbte Flasche mit gewerblich gebranntem Zuger Kirschwasser in Originalabfüllung stammt aus dem Jahr 1885.
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Franz Josef Leonz Nikolaus Speck-Stadler (1821–1875) war gelernter Nagelschmied, arbeitete aber als Milch- und Schnapshändler. 1851 gründete er mitten in der Stadt Zug, im 1804/1805 neu erbauten «Roosenhaus» an der Ägeristrasse 9/Kapuzinergasse eine Kirschdestillation mit Milchgeschäft und Kolonialwarenhandlung. Das Haus kaufte Speck 1858 von Seidenhändler Beat Jakob Roos. Das Wappen der ursprünglichen Besitzerfamilie Roos am Haus wurde 1892 durch das Wappen der Familie Speck ersetzt. Vermutlich 1876 übernahm der Sohn Karl Josef Ferdinand Speck-Garnin (1851–1898) den Betrieb.[66] Die «Branntwein-Brennerei» florierte und stellte als Spezialität «Zuger-Kirschwasser» her, Speck-Garnin bezeichnete sich als «Hauptmann und Schnapshändler». Gemäss einer überlieferten Rechnung von 1887 erhielt die Firma «Speck-Stadler» 1883 an der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich eine Auszeichnung.[67]
Überliefert ist auch eine Flasche mit Originalkirsch und Originaletikette «Zuger Kirschwasser, Speck-Stadler» von 1885. Sie gilt zusammen mit einer Flasche der Bauernbrennerei Boog in «Kemmatten» («Chämleten») in Hünenberg See aus dem gleichen Jahr als die bisher älteste erhaltene Kirschwasserflasche des Kantons Zug und befindet sich heute bei Specks Nachfahre Fritz Weber (*1941) in Oberwil.[68] Eine weitere originale Flasche mit «Zuger Kirschwasser, Speck-Stadler» aus dem Jahr 1892 wurde familienintern weitervererbt und gelangte über die Tochter Anna Katharina Mina Weber-Speck (1878–1948) und Elsy Speck-Weber (1907–1961) zu Elsbeth Speck (*1940) in Zug.[69]
Karl Josef Ferdinand Speck-Garnin starb 1898 unerwartet, als er dabei war, auf der Zuger Schützenmattwiese das «Eidgenössische Offiziersfest» zu organisieren. Die Brennerei «Speck-Stadler» wurde vermutlich ab 1901 von seiner Witwe Katharina und den Kindern weitergeführt und ab 1910 von Leo Speck-Wolf (1889–1965). Wie lange der Betrieb bestand, ist nicht bekannt.[70]
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Literatur: Kleeb Ueli / Lötscher Caroline, CHRIESI, Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi, Zug, 2017, www.chriesi.ch. Texte auf Seiten 455–559 zum Kirschgewerbe 1–45 von Ueli Kleeb & Michael van Orsouw.
[65] PA UK, AZRK, 1.2.0 Brennereien, Speck-Stadler, Zug; PA ES, Zug; Auskünfte Rosmarie Speck, Zug. [66] Luthiger, Viktor, «Häuser und Nachbarschaften der Stadt Zug», in: «Zuger Kalender 1946», Zug, 1946, S. 35–36. [67] PA UK, Zug. [68] PA FW, Oberwil. [69] PA ES, Zug. [70] Kamm-Kyburz, Christine, «INSA, Inventar der neueren Schweizer Architektur, 1850–1920, Zug», Bern, 1992, S. 497; Nekrolog Zuger Volksblatt, Josef Speck, in: ZV, Nr. 98, 11.08.1898; Luthiger, Viktor, «Die Nachbarschaft Dorf in Zug», in: «Zuger Kalender 1946», Zug, 1946, S. 1–2; Speck, Josef, «Stammbaum der Speck von Zug», Oberwil, 1978.
[Abb. neu] Aegeristrasse in Zug, 1900: Im zweiten Haus links an der Aegerstrasse 9 befand sich ab 1876 die «Branntwein-Brennerei» von «Hauptmann und Schnapshändler» Karl Josef Ferdinand Speck-Garnin.
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[Abb. 0729] Katalog «Schweizerische Landesausstellung 1883 Zürich.»
[Abb. 0730] Medaille «Agricultura Helvetica» (Landwirtschaftsausstellung), 1883: Speck-Stadler wurden an der Schau, die gleichzeitig als Teil der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich stattfand, ausgezeichnet.
[Abb. 0731] Flasche «Zuger Kirschwasser» der Brennerei «Speck-Stadler, Zug», 1885: Sie gilt als die älteste erhalten gebliebene Kirschflasche im Kanton Zug mit Originalabfüllung.
[Abb. 0732] Briefpapier der «Branntwein-Brennerei, Speck-Stadler, Zug», 27. Mai 1887: Die Destillerie war auf Zuger Kirschwasser spezialisiert.
[Abb. neu] Postkarte «Zug», vor 1916: Stadt Zug mit blühenden Kirschbäumen und Rigi im Hintergrund.
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Bildarchiv: PA UK, Privatarchiv Ueli Kleeb Zug.
[Abb. neu] BZ, Bibliothek Zug (Glasplattensammlung); [Abb. 0729] BZ, Bibliothek Zug (Kleindruckschriftensammlung); [Abb. 0730] FA AD, Firmenarchiv Arnold Dettling Brunnen; [Abb. 0731] PA FW, Privatarchiv Fritz Weber Oberwil; [Abb. 0732] PA UK, Privatarchiv Ueli Kleeb Zug; [Abb. neu] ETH, ETH-Bibliothek Zürich.
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Literatur: Kleeb Ueli / Lötscher Caroline, CHRIESI, Kirschenkultur rund um Zugersee und Rigi, Zug, 2017, www.chriesi.ch. Texte auf Seiten 455–559 zum Kirschgewerbe 1–45 von Ueli Kleeb & Michael van Orsouw.